Interview:

2015-05-09 Sulphur Aeon - M., T. und Cthulhu im Gespräch

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Nach dem bereits szeneintern abgefeierten Meisterwerk "Swallowed By The Ocean´s Tide" hat das Nordrheinwestfälische Trio SULPHUR AEON mit "Gateway To The Antisphere" nachgelegt und einen absoluten Meilenstein heimischer Death-Metal-Kunst erschaffen, der nicht nur den Vorgänger übertrifft, sondern auch mit internationalen Klassikern locker mithalten kann. Darum befragten wir Sänger M. und Bassist T. nach dem Konzept des Albums, Cthulhus Einfluss auf die Band und der Entscheidung, den Lovecraft´schen Wahnsinn nun doch auf die Bühnen der Welt hinaus zu tragen...Interview

Hi! Wie geht´s Euch denn zurzeit?

T.: Wir können uns nicht beschweren!

Euer neues Werk "Gateway To The Antisphere" ist in der Szene wie eine Bombe eingeschlagen und hat völlig zu Recht Höchstnoten und Topkritiken eingefahren - nicht zuletzt auch von meiner Kollegin Lisa. Hattet Ihr nach Eurem bereits sehr gut angenommenen Demo "Sulphur Psalms" und dem hoch gelobten Debütalbum "Swallowed By The Ocean´s Tide" noch einmal mit einer derart euphorischen Steigerung gerechnet?

T.: Ich denke, mit so etwas kann man nicht wirklich rechnen. Natürlich stehen wir selbst komplett hinter der neuen Scheibe, sonst hätten wir sie nicht veröffentlicht, und man hofft sicherlich auch darauf, dass die Leute nicht alle entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Aber was uns da fast durch die Bank an Begeisterung entgegen schlägt, ist schon überwältigend. 

Handelt es sich bei "Gateway To The Antisphere" um ein Konzeptalbum, oder stehen die Songs für sich alleine? Und was genau wartet hinter dem "Torweg zur Antisphäre"?

M: Es ist nur bis zu einem gewissen Grad ein Konzeptalbum. Ein Konzept an sich zieht sich ja sowieso schon durch alles, was wir machen. Auf "Gateway To The Antisphere" geht’s vornehmlich um das Erwachen Cthulhus, eingeleitet durch Yog-Sothoth, dem Tor beziehungsweise Torwächter und der daraus resultierenden Rückkehr der Großen Alten... so im Großen und Ganzen. Das wollten wir auch auf dem Cover in etwas expliziter Weise darstellen, daher die etwas „fleischige“ Darstellung der Verschmelzung des Tentakels mit dem Firmament - wie eine Art pervertierter Geburtskanal.
Die Antisphäre ist in diesem Fall nichts Anderes als diejenige Galaxie, die die Alten Götter beherbergt.

Im Internet kursiert auf Euch bezogen schon die Bezeichnung "H. P. Lovecraft Metal". Wäre es nicht eine Ehre, wenn sich ein solcher Begriff in der Szene festigt, und Ihr ein völlig neues Genre prägt wie seinerzeit POSSESSED mit "Death Metal" oder VENOM mit "Black Metal"?

T.: Ich habe absolut nichts gegen diese Bezeichnung, obwohl ich mit "Blackened Death Metal" oder Ähnlichem auch gut leben kann. Aber wegen uns ein neues Genre zu bemühen, finde ich dann doch etwas zu viel des Guten. Das, was wir machen, fußt doch alles auf Elementen, die bereits da waren, wir mischen sie eventuell einfach etwas „unorthodox“ zusammen. Sich in einer Reihe mit Pionieren wie VENOM oder POSSESSED zu sehen, würde ich mir nie anmaßen und auch nicht als gerechtfertigt sehen.

Die Literatur von Howard Phillips Lovecraft ist in nahezu sämtlichen Metal-Genres und von unzähligen Bands verarbeitet worden. Welche (Kurz-) Geschichte dieses Altmeisters des Horrors hat Euch über die Jahre am Meisten gefesselt - und warum?

M: Ich denke, dass das wohl die „üblichen Verdächtigen" sind. Die ersten, die ich gelesen habe, waren „Berge Des Wahnsinns“, „Der Fall Charles Dexter Ward“, „Schatten Über Innsmouth“ und natürlich „Cthulhus Ruf“. Dann folgten etliche Shorts... und eigentlich der ganze verdammte Rest. Ich war in der Antarktis mit den anderen Wissenschaftlern, ich habe Fischmenschen gesehen, ich sah das schreckliche Antlitz Cthulhus, als es sich aus den Nichteuklidischen Ruinen erhob, und ich stieg die 700 Stufen bis zu den Toren Des Schlafes hinab. Es ist einfach großartig, sich in diese Welten hinab fallen zu lassen. Ich kann nicht wirklich erklären warum, ich kann nur jedem empfehlen, zumindest mal reinzuschnuppern.

In letzter Zeit scheint sich eine neue Generation von Death Metal-Bands zu etablieren, die wesentlich "schwärzer" und tiefgründiger klingt als die meisten Urväter des Genres und verstärkt auf atmosphärische Brutalität setzt; dazu zählen neben Euch, um ein paar Namen in den Raum zu stellen, etwa auch VENENUM, BÖLZER, NECROS CHRISTOS oder DROWNED. Ist diese Entwicklung in Euren Augen die logische Weiterentwicklung des traditionellen Todesstahls? In wie fern seid Ihr noch mit "Urschleim" wie MORBID ANGEL, CELTIC FROST, DEICIDE, POSSESSED, DEATH und Co. verbunden?

T.: Unter den genannten Bands fühle ich mich auf jeden Fall gut aufgehoben, und ich denke, dass es schon eine Art logische Weiterführung der traditionellen Ausrichtung ist, sie basiert ja auch gerade auf den genannten Klassikern. Für mich liegt das Ganze auch eher in einer Rückbesinnung auf das Essentielle, nämlich echte Songs mit Wiedererkennungswert und dichter Atmosphäre zu erschaffen; also ein Gegenentwurf zu diesem „Höher, schneller, weiter“-Technikwahn, der eine Zeit lang auf die Spitze getrieben wurde. Ich sehe uns also sehr stark in der Tradition der Genreväter, man bedient sich halt Stilelementen, die von diesen Bands quasi „erfunden“ wurden und versucht, daraus seinen eigenen Stil zu entwickeln. Das gilt ja auch für die oben genannten neueren Bands, die haben auch alle ihren eigenen unverkennbaren Stil, ohne jetzt das Rad neu erfinden zu wollen. Ich schätze diese Bands sehr!

Seht Ihr Euch als spirituelle oder gar okkulte Band? Wie hoch ist der religiöse Faktor bei SULPHUR AEON?

T.: Die lyrische Ausrichtung von SULPHUR AEON fußt ja auf einer fiktiven Mythologie, von daher sind wir keine religiöse Band. Aber wir gehen an die Thematik schon mit einem ernsten künstlerischen Anspruch heran und versuchen, ein okkultes Feeling zu kreieren. Das Gesamtwerk muss einfach authentisch sein, von daher sehe ich uns der okkulten Bewegung auch wesentlich näher als anderen Ausrichtungen.

Ihr habt in früheren Interviews gesagt, dass Live-Auftritte für Euch niemals ein Thema sein werden. Zuletzt seid Ihr beim "Acherontic Arts Festival" Eures Labels Ván Records aufgetreten sowie für das "Chaos Descends Festival" im Juli bestätigt worden. Habt Ihr Eure Prinzipien grundsätzlich über den Haufen geworfen, oder werden es nur diese einzelnen ausgewählten Gigs sein, die Ihr spielen werdet?

T.: Es war halt anfangs einfach nie geplant, live zu spielen. Den Stein ins Rollen brachte „damals“ unser guter Freund Vasi, der uns unermüdlich für einen Auftritt für sein „Unholy Metal Mayhem“ gewinnen wollte, bis er uns irgendwann quasi weich gekocht hatte. Aber es ist weiterhin so, dass wir nur ausgewählte Shows spielen und sehr viele Angebote ablehnen. Für uns muss an der Show halt alles stimmen, gerade auch, was die anderen Bands betrifft. Wir werden auch weiterhin kein Konzert spielen, nur um da jetzt vor möglichst großem Publikum zu spielen oder Ähnliches.

Wie empfandet Ihr das "Acherontic Arts Festival" Anfang Mai in Oberhausen beziehungsweise Euren Gig dort? War es eine Art "Heimspiel" für Euch?

T.: Das Festival war absolut großartig! Was Sven (Dinninghoff - Festival-Veranstalter und Chef von Ván Records - Anm. d. Verf.) und seine Crew da auf die Beine gestellt haben, war einfach grandios - haufenweise einzigartige Bands und sehr interessante Menschen. Unseren Auftritt selbst zu beurteilen fällt mir etwas schwer, da der Bühnensound leider eher nicht vorhanden war und das Ganze quasi einem Blindflug gleichkam. Nach dem, was uns nachher an Reaktionen zugetragen wurde, haben wir das aber wohl ganz gut gemacht. Die Halle leergespielt haben wir zumindest nicht.

Auf Fotos und in der offiziellen Besetzung tretet Ihr lediglich als Trio auf und greift nur für Live-Auftritte auf zwei weitere Musiker zurück. Wie lange hat es gedauert, SULPHUR AEON fit für derart intensive Shows zu bekommen, wie man sie in Oberhausen erleben durfte? Und um wen handelt es sich bei der Verstärkung?

T.: Also eigentlich ging das recht schnell und problemlos; ein paar Treffen und Proben, und dann haben wir das Wagnis „damals“ - noch mit Marcel (ehemaliger Live-Gitarrist von SULPHUR AEON - Anm. d. Verf.) -  einfach in Angriff genommen. Und im Grunde ist das aber auch ein permanenter Prozess... Sascha (Bassist - Anm. d. Verf.) und Andi (zweiter Gitarrist - Anm. d. Verf.) sind fester Bestandteil des SULPHUR-AEON-Live-Line-Ups und auf der Bühne genauso wichtig wie das „Kerntrio“. Der Kontakt wurde über unseren Soundmann Simon und unseren Drummer (D. - Anm. d. Verf.) hergestellt. Natürlich sind beide auch schon vorher musikalisch aktiv gewesen, aber nicht bei namhafteren Formationen. Wir proben mittlerweile auch regelmäßig, damit wir den Leuten die bestmögliche Show bieten können... und Luft nach oben ist da auch noch immer. Wir arbeiten also weiterhin daran, das Live-Erlebnis noch intensiver zu machen.

Habt Ihr noch ein paar berühmte letzte Worte für Eure Fans in der großen weiten Welt und tief im Ozean?

T.: Dann nutze ich die Gelegenheit einfach mal dazu, mich über die grandiose Resonanz und Unterstützung zu bedanken, die uns von allen Seiten entgegen gebracht wird! So surreal sich das immer noch für uns anfühlt, so überwältigend ist es auch!

IA Cthulhu! IA Yog-Sothoth!