Interview:

2014-10-28 Poets Of The Fall

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Mit neuem Album im Gepäck begaben sich die Finnen von Poets Of The Fall auf Deutschlandtour und gaben dabei auch ein Gastspiel in Köln- vor ausverkauftem Haus. Dass die Band bei einer derartigen Nachfrage recht beschäftig ist, versteht sich also von selbst. Dennoch nahm sich Sänger Marko Saaresto ein bisschen Zeit für uns und war dabei sogar so nett, sein Talent als Zeichner unter Beweis zu stellen- wobei doch tatsächlich die nächste "Mona Lisa" entstand. Das Ergebnis seht und lest ihr nun hier. Interview

Wie seid ihr auf den Albumtitel „Jealous Gods“ gekommen und was ist die Idee dahinter?

Das ist sozusagen eine Art Fingerzeig auf das Gegenteil dessen, was wir gerne betonen möchten. Mit anderen Worten: es ist bezeichnend für das Negative, dass es, nach einigem Überlegen und Nachdenken, auch das Positive, das dem Leben und der Menschheit innewohnt, zum Vorschein bringt und einem so mehr bewusst macht. Normalerweise sind solche Titel und Ideen bei uns das  Produkt des ganzen langen Prozesses, der sich beim und parallel zum Songwriting abspielt. Manchmal ist es aber tatsächlich auch genau anders herum: man hat eine Idee, die einem gefällt, und dann fängt man an, sie sinnvoll auszugestalten, indem man Songs dazu schreibt. Auf diese Art bringen wir gerne Erfahrungen zum Ausdruck, die wir in unserem Leben gemacht haben.

Was würdest du sagen sind die Hauptunterschiede zwischen „Jealous Gods“ und dem direkten Vorgänger?

Oh, elf brandneue Songs natürlich! Musikalisch und thematisch ist „Jealous Gods“ vielleicht ein bisschen leichter und was Stilistisches angeht breiter angelegt als „Twilight Theater“, das wir persönlich als Vorgänger von „Jealous Gods“ ansehen. „Temple Of Thought“, das letzte Album, war Teil einer Trilogie, die aus „Signs Of Life“, „Carnival Of Rust“ und eben „Temple Of Thought“ besteht. “Jealous Gods” dagegen schließt sich jetzt an “Revolution Roulette” und  “Twilight Theater” an.

 

Könntest du uns etwas über die einzelnen Songs verraten, über Geschichten, die dahinterstecken oder sich zum Beispiel im Studio ereignet haben?

Oh, das würde ein ganzes Buch füllen! Es hat weit über ein Jahr gedauert, das Album zu schreiben, einzuspielen und zu produzieren. Das ist eine lange Zeit, in der natürlich einiges passiert – an einiges davon erinnert man sich später gerne, an anderes möchte man lieber nicht mehr zurückdenken.

Wie würdest die Entwicklung eures Sounds über die Jahre hinweg beschreiben?

Soweit ich das beurteilen kann, haben wir es geschafft, uns einen Sound zu erhalten, der typisch nach uns, typisch nach Poets Of The Fall, klingt, aber wir arbeiten natürlich immer wieder neue Ideen und Elemente ein, um das Ganze für uns interessant zu halten. Ich hoffe das sind dann Dinge, welche die Fans auf positive Art und Weise überraschen. Ich glaube, wir sind etwas kühner geworden was das Ausprobieren von Musikstilen angeht, aber im Großen und Ganzen versuchen wir einfach, das zu machen, was sich für uns richtig anfühlt und dabei unser Bestes zu geben.

Ihr habt in der Vergangenheit Songs zu mehreren Computerspielen beigesteuert. Wie ist es dazu gekommen und spielt ihr auch selber gerne? Könntet ihr euch vorstellen, so etwas noch mal zu machen?

Klar, wir lieben Computerspiele und als passionierte Spieler standen wir nur gar zu gerne bereit, als unsere Freunde bei Remedy angefragt haben, ob wir Musik für ihre Spiele schreiben könnten! Nachdem wir das gemacht hatten, entdeckten auch andere Spielentwickler ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns, also haben wir einfach weitergemacht. Es macht großen Spaß, wenn wir die Zeit dafür haben, und entsprechend würden wir es in der Zukunft auch gerne wieder tun!

 

Gerade bei euch zuhause in Finnland seid ihr enorm erfolgreich. Würdest du sagen, dass die finnische Musikszene sich von der in anderen Ländern unterscheidet und falls ja, inwiefern?

So ziemlich jedes Land scheint seine eigene Szene zu haben, habe ich den Eindruck. Meistens ist sie sehr breit gefächert und geht von Dance bis Metal, je nachdem, wo man sich befindet. Ich glaube, Finnland ist schon lange Zeit ein Metal-Land gewesen, und in letzter Zeit hat sich eine leicht steigende Tendenz zu Pop und—ganz aktuell – HipHop dazu gesellt. Aber ich  würde mir nicht anmaßen wollen, da eine Analyse der Musikkultur abgeben zu wollen, das ist also nur mein persönlicher Eindruck.

Hat sich eure Haltung zum Musikmachen und zur Musikindustrie im Laufe der Jahre verändert? Wie geht ihr zum Beispiel mit der beständig zunehmenden Bedeutung von digitaler Musik und Internetpiraterie um?

Ich glaube da hat sich schon sehr viel verändert und befindet sich auch weiterhin im Wandeln – was letztendlich eigentlich auch durchaus so sein sollte. Wir gehen mit solchen Veränderungen und Schwierigkeiten um, indem wir uns dann, wenn sie auftreten, versuchen auf das zu konzentrieren, was wir wirklich wichtig finden und was wir machen wollen. Das Wichtigste an dem Leben, das man führt, ist doch eigentlich, dass man die eigene Liebe und Begeisterung dafür nicht verliert.

Könntest du uns eine Comicversion von entweder dir selbst oder der ganzen Band zeichnen? Keine Sorge, es muss auch nicht die nächste „Mona Lisa“ sein!

Klar, kein Problem, mach ich gerne!

Also doch eine "Mona Lisa"! Super, wir hängen das Bild an das Interview an! Kannst du uns noch verraten, wer eure musikalischen Vorbilder sind? Gibt es Musiker, mit denen du gerne einmal zusammen arbeiten möchtest?

Also was Vorbilder angeht sind das wohl die bekannten Größen der 80er, von denen einige ja immer noch rege unterwegs sind, wie zum Beispiel die Foo Fighters, Tori Amos, etc., und auch einige aktuellere Bands wie 30 Seconds To Mars und noch viele andere. Ich wünschte der Tag hätte mehr Stunden, um das alles irgendwo unterzubringen!

Die Show in Köln war ein großer Erfolg- das Haus war proppenvoll und ihr selbst habt regelrecht überwältigt gewirkt. Wie sah das von eurer Seite aus?

Es war definitiv ein toller Abend! Der Veranstaltungsort war ausverkauft und das Publikum war großartig. Köln ist bis jetzt generell immer sehr gut zu uns gewesen und das geben wir dem Publikum natürlich dann auch sehr gerne zurück, wenn wir da sind!

Dann bedanken wir uns für das Interview und wünschen euch natürlich auch weiterhin viel Erfolg!