Interview:

2012-10-12 Planks

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PLANKS haben nicht nur Kollege Moritz mit ihrem neuen Werk "Funeral Mouth" schwer beeindruckt. Die Band hat den Wechsel im Line-Uop offensichtlich gut verkraftet, ebenso den Wechsel von Southern Lord zu Golden Antenna. Nur logisch, dasss Moritz nach seinem Tipp für die Platte direkt mit Bandkopf Ralph sprechen musste. (lh)InterviewMahlzeit die Herren und erstmal ein dickes Lob für euer neues Werk „Funeral Mouth“- Eine Granate von Album!

Ihr seid mit diesem Album bei Golden Antenna gelandet. Erzählt mal wie es dazu kam. Habt ihr euch musikalisch erst jetzt so weit angenähert, dass ihr zusammen arbeiten könnt oder hatte es dann doch mit dem Deal mit Southern Lord zu tun? Gibt es da überhaupt Unterschiede in den Strukturen?



Erstmal danke für das Lob. Freut mich das es Dir so gefällt! Zu Deiner Frage: Es stand im Raum, dass Southern Lord die neue Platte macht. Wir haben dann in Braunschweig eine Show gespielt mit TEPHRA. Timo /Golden Antenna kommt ja von da. Wir kennen ihn schon sehr lange. Er sah unser Set und fand das wohl gut. In einem Gespräch vor und nach der Show hab ich dann so etwas beschrieben wie der Sound und die Songs sich verändert haben. Er zeigte sich interessiert und am Ende des Abends sagte er, dass wenn Southern Lord es nicht machen, er die Platte rausbringen würde. Wir haben uns darüber sehr gefreut, da wir Golden Antennna für ein sehr vielschichtiges, interessantes und professionelles Label halten.

Der Unterschied zu Southern Lord ist da prinzipiell nur die Größe und die globale Streuung. Southern Lord hat eine ganze andere Reichweite. Das passt auch zu ihrem musikalischen Programm. Es gibt auf Southern Lord mehr Künstler die eine breite Masse ansprechen. Entsprechend fließt da mehr Geld. Bands bekommen Studiokohle etc.
Golden Antenna arbeiten ähnlich professionell, mit Promoagent etc. aber sind halt eine One-Man-Operation von jemandem der Hauptberuflich einen anderen Job hat und es quasi „nebenbei“ macht.



Was habt ihr euch denn mit „Funeral Mouth“ eigentlich für Ziele gesetzt?



Gab es da wirklich Ziele? Evtl. einen differenzierteren Sound zu haben als auf der „The Darkest Of Grays“.




„Funeral Mouth“ ist melodiöser, verspielter und atmosphärischer geworden als eure übrigen Veröffentlichungen, was euch aber auch sehr gut steht. Wie kam es dazu?



Ich wollte weiter die Härte zugunsten der Stimmung rausnehmen. Ich bin großer Fan von Bands wie JUNIUS und CONSTANTS. Die machen das sehr beeindruckend. Ich finde auch, eine konstant harte Platte zu schreiben ist einfach. Da besteht kein Reiz. Ähnlich reizlos ist es für mich eine Platte zu hören die über 40 Minuten genau gleich klingt. Ich brauche Dramaturgie, Spannungsbögen etc. um aufmerksam dem Album zu folgen. Vor allem muss es Melodie haben. Viel davon; und Harmonien. Bass macht A, Gitarre mache B, Gesang macht C. Aber alles zusammen ergibt dann (hoffentlich) Gänsehaut.




Wie entstehen überhaupt bei euch Songs? Gibt es da einen Masterplan oder wird gejammt und geschaut was die Muse euch so zuflüstert?


Ich bringe meistens fertige Songs mit in den Proberaum und dann wird er so probiert. Ich hab dann schon Drums und Bass im Kopf. Was dann aber genau daraus wird entscheidet sich erst im Proberaum, da Benn oft andere, bessere, Sachen spielt, als die in meinem Kopf.




Bei dem Stück „Scythe Imposter“ habt ihr euch gesangliche Verstärkung von JUNIUS-Sänger Joseph E. Martinez geholt. Wie kam es zu dieser Kollaboration?



Wir sind schon lange mit JUNIUS befreundet. Das kam über eine Show die ich mal vor vielen Jahren in Aachen für die machte. Außerdem sind sie Freunde von Mike Hill (TOMBS) der einer meiner besten Freunde ist. Die Jungs wohnen verstreut in Amerika und hatten keine Chance in den Staaten zu Proben bevor sie hier auf Tour gingen. JUNIUS fragten uns dann, ob es möglich sei in unserem Proberaum zu proben. Das machten wir dann möglich und dort schrieben sie dann ihre letzte Platte zu ende. Vor der letzten Tour mit WOLVES LIKE US machten wir das wieder für sie möglich. Wir befanden uns damals gerade in den Aufnahmen und ich fand das „Scythe Imposter“ Gastgesang vertragen könnte. Frank und Benny mochten die Idee, ich fragte Joe, er hatte total Lust und wenig später war der Song fertig.




Wie sieht es mit der textlichen Ebene auf „Funeral Mouth“ aus? Gibt es wieder einen roten Faden der sich durch das Album zieht? Ich habe ja gelesen, dass du Ralph eine neue Perspektive gewählt hast für deine Texte?



Ja, den gibt es. Ich plane das nicht, aber wenn ich dann auf die ganzen Texte schaue, dann sehe ich evtl. doch eine Gemeinsamkeit. In diesem Fall nahm ich aber erstmals die Beobachterperspektive ein. Das war neu für mich, insofern das ich sonst immer nur über mich und mein Erlebtes geschrieben habe. Das spielt für „Funeral Mouth“ immer noch eine wichtige Rolle, denn ich muss da ja einen Bezug zu mir finden, sonst kann ich das nicht „nachfühlen“.

In „Funeral Mouth“ geht es darum, dass negative Gefühle Dich und Deinen Körper lahm legen können. Der Terminus kam mir auf einer Beerdigung die ich Beobachtet habe. Die Witwe verlor völlig die Kontrolle als ihr Mann in die Erde gelassen wurde. Ihr Gesicht entglitt ihr und sah so traurig und schmerzverzerrt aus. Es war echt beeindruckend, auch wenn das eigentlich das falsche Wort ist. Darum dreht es sich in allen Texten: Kontrollverlust, weil Gefühle diese Kontrolle übernehmen. (Dies um es wirklich ganz knapp zu halten, denn darüber könnte man Stundenlange Gespräche führen).



Für eine deutsche Band seid ihr schon ordentlich rumgekommen und hattet auch mit dem Deal bei Southern Lord, ein amerikanisches Label im Rücken. Außerdem habt ihr ne Split LP mit den TOMBS gemacht, die ja bekanntlich auch aus Amerika kommen. Getourt seid auch schon dort. Wie gelangt man zu solcher Aufmerksamkeit, gerade in den Staaten?



Vitamin B. Richtig „bekannt“ sind wir in den Staaten auch nicht. Da gibt es so ein großes Überangebot an guten Bands gibt, dass viele Amerikaner selten über ihren Kontinent hinausschauen. Zumindest war das mein Eindruck auf der Tour damals. Klar könnte man meinen, dass eine Split mit TOMBS viel Zug bringt in den Staaten. Aber zu der Zeit waren TOMBS gerade frisch auf Relapse und unsere Songs dazu nicht besonders gut. Auch heute sind TOMBS, für US-Verhältnisse, nicht „groß“. Viele kapieren einfach nicht was die da machen. Die Band findet keine klar Heimat im Metal, Postrock oder Hardcore. Auf unserer Tour mit ihnen spielten wir 2-3mal vor knapp zehn Leuten.

Richtig aufmerksam wurden Leute erst durch die Southern Lord Sache. Da war ein fettes Promomanagement hintendran. Das hat man schon gemerkt. Unsere Freundeszahlen auf Facbook sind damals auch ordentlich gestiegen.




Bei deutschen Bands sehe ich ja immer das Problem, dass sobald die Mitglieder nicht mehr studieren gehen, die Bands meistens aufgelöst werden… Warum meint ihr ist das so? Warum fehlt bei vielen Kapellen das nötige Durchhaltevermögen und warum habt ihr es euch (bis jetzt) behalten?



Bei uns ist dieser Punkt gerade auch erreicht. Also, nicht das wir uns auflösen wollen in nächster Zeit, aber, sagen wir es so: „Die Realität hat uns eingeholt“. Frank wird die Band verlassen, weil er Familie hat und viel Arbeit. Ich sagte mal, dass wenn einer von uns aufhört wir die Band an den Nagel hängen. Nun versuchen wir es mit Ersatz. Ich wohne mittlerweile in Köln und wir proben in Mannheim. Ich habe eine volle Stelle als Lehrer. Zeitlich wird alles immer schwerer. Das ist auch meistens der Punkt, der die Bands an ihren Bruchpunkt bringt. Oder halt, dass man musikalisch nicht mehr aufeinander klarkommt. Das ist zum Glück bei uns nicht der Fall. Ich hab da sogar das Gefühl, dass wir gerade immer weiter dahin kommen, wo wir uns mit der Musik besonders wohl fühlen.



Zu einigen aktuellen Debatten: Wie steht ihr

-zur Aufhebung von Urheberrechten?

-zu digitalen Streaming-Diensten

-zu der kommende GEMA-Neuregelung

Tangieren euch diese Debatten als Band überhaupt? Oder seit ihr da nicht wirklich von betroffen? Oder ist es euch schlichtweg egal, weil es andere für euch regeln?



Wir sind eine kleine Popelband. Uns betrifft das zum Glück nur entfernt. Wir hatten nie Streit über Urheberrechte, obwohl wir immer gerne Samples aus Filmen nutzen. Streaming-Dienste sind mit das Beste was das Internet hervorgebracht hat. Klar, es killt das wie wir aufgewachsen sind: In den Laden gehen und ein Album anhören. Aber es bringt auch, in diese Welt mit immer mehr guten Bands, die Möglichkeit der Vorselektion. Ich finde es super, wenn ein Künstler sein Album schon vorher komplett irgendwo zum anhören anbietet. Gerade läuft hier im Hintergrund die neue TAMARYN als genau so ein Stream. Wir haben das ja auch auf CVLT Nation gemacht. Also, absolut Pro.

Die GEMA ist das Letzte. Es heuchelt Schutz der Künstler vor. Im Endeffekt ist die GEMA die einzige die etwas daran verdient. Werder Künstler, Label oder sonst wer haben was davon. Außerdem töten sie mit ihren Auflagen die unabhängige Kunst der DIY Kultur. Dies betrifft uns auch direkt, weil deshalb kleiner Läden keine Lebenschance haben, und dort liegt nunmal unsere Heimat. Viele Veranstalte und Booker resignieren deshalb auch. Traurig, sehr traurig.



Ihr seid ja dann im Oktober/ November auch endlich mal wieder unterwegs, wenn ich richtig informiert bin? Macht mal ein bisschen Werbung…



Ja, nächste Woche spielen wir die ersten drei Show mit Marius, unserem neuen Basser.(Münster, 17.10.; Köln, 18.10.; Koblenz, 19.10.) Danach kommt Franks Abschiedsshow die auch gleichzeitig unsere Releaseshow sein wird (Darmstadt, 27.10.). Im November stehen dann gleich mehrere große Shows an. Am besten immer unserem Facebook folgen. Das ist am aktuellsten. Auch unsere Webseite walkingonplanks.com ist (meistens) up to date.



Da freuen wir uns auf alle Fälle drauf! Ich DANKE für das Interview und wünsche viel viel Erfolg mit „Funeral Mouth“! Die letzten Worte sind natürlich die euren.


Vielen Dank für das Gespräch! Wenn jemand Fragen hat bezüglich Booking, Texten oder sonstwas: Wir freuen uns immer auf Korrespondenz! walkingonplanks@gmail.com


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