Interview:

2008-02-14 Heaven Shall Burn

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HEAVEN SHALL BURN gehören ohne Frage zu den Vorreitern des Metalcore-Genres, die spätestens mit „Antigone“ den Durchbruch geschafft haben. Auch mit ihrem neuem Album „Iconoclast“ werden sie die Herzen ihrer Fans gewinnen und an der Spitze des Genres bleiben. Grund genug ein paar Fragen in den Äther zu jagen, die Drummer Matthias beantwortete.Interview"Iconoclast" ist ein Titel, der sich nicht auf den ersten Blick erschließt - was hat es damit auf sich und warum habt ihr das Wort als Titel gewählt?


Ikonoklasten zerstören Heiligenbilder und religiöse Symbole. Im weiteren Sinne sind es also auch Menschen, die falsche Idole oder Anführer angreifen. Im HSB-Kontext passte das ganz gut, weil wir uns ja auch schon auf den vorhergehenden Platten mit Freiheitskämpfern und Menschen, die gegen Ungerechtigkeiten angehen, befasst haben. Man sollte das alles aber auch symbolisch sehen und nicht so auf dem Begriff an sich herumreiten. Es geht nicht nur um Religion und blindes Anbeten von Götzen oder “Ersatzreligionen”, sondern auch um einfaches Hinterfragen von ganz alltäglichen Dingen. Den Titel “Iconoclast” haben wir aber auch gewählt, weil er irgendwo einen kraftvollen Klang hat und auch genügend Fragen aufwirft, da er im alltäglichen Sprachgebrauch eher weniger bis gar nicht auftaucht.


Wie hängt das mit dem Untertitel "The Final Resistance Pt. 1"
zusammen?


“Final Resistance” ist eigentlich so etwas wie eine Zustandsbeschreibung unserer Generation. Viele wollen es immer noch nicht wahr haben, aber die Welt steht nun mal am Abgrund. Wir sind vielleicht eine der letzten Generationen, die das Ruder evtl. noch mal herumreißen könnte.

Es handelt sich um ein Konzeptalbum.


Wie wichtig sind die Texte für dich? Ihr habt ja auf euren bisherigen Alben mehr zu erzählen gehabt als Geschichten über "Sex, Drugs & Rock'n'Roll".


Die Texte sind bei HSB eben so wichtig, wie die Musik. Darüber versuchen wir uns genauso auszudrücken und mitzuteilen. Das ist also wirklich eine 50/ 50-Geschichte.


. Wer ist für die Texte verantwortlich? Wie lange arbeitet er an ihnen?


Unser Gitarrist Maik schreibt bei uns alle Texte. Wie lange er daran arbeitet, kann ich dir aber nicht sagen. Meist stehen die Ideen für ein Album schon lange im Raum, bevor die ersten songs überhaupt geschrieben sind. Ihre Endfassung bekommen die Lyrics aber oft auch erst im Studio. Man kann also keinen genauen Anfangs- und keinen genauen Endpunkt dieses Prozesses ausmachen.


Wie lange habt ihr für das Songwriting zur Platte gebraucht? Wart ihr fertig, als ihr die Aufnahmen begonnen habt oder habt ihr noch on the fly was geändert?


Das ist auch so eine Sache ohne wirklichen Beginn. Wir versuchen eigentlich ständig, neue Sachen im Proberaum zu probieren, ohne wirkliche konzentriert an Songs zu schreiben. Dieser Prozess beginnt dann erst wenn der Studiotermin schon abzusehen ist. Die „heiße Phase“ dauert dann zwischen 2 und 4 Wochen. Das ist immer ganz unterschiedlich, aber da bekommen die Songs dann wirklich ihre endgültige Form. Meistens nehmen wir alles auch noch als Demo am PC auf und bereiten uns dann einzeln auf das Studio vor. Die Songs sind eigentlich schon komplett fertig, wenn wir das Studio entern, aber kleine Änderungen kann es hier und da natürlich geben. Manche Dinge bemerkt man eben erst während der Aufnahmen.


Wie lange haben die Aufnahmen gedauert? Macht dir persönlich die Studioarbeit Spass?


Wir haben Anfang August begonnen und Ende September war dann schon alles gemixt und gemastert. Wir waren aber bei weitem nicht jeden Tag im Studio, sondern haben einfach so gearbeitet, wie es uns die Zeit erlaubt hat. Also es gab auch des Öfteren ein paar Tage frei und wir waren beispielsweise auch zwischendurch mal in Japan und haben dort ein paar Konzerte gespielt. Uns liegt die Arbeitsweise so einfach am besten und anders erlauben es auch die Jobs von einigen Bandmitgliedern gar nicht.


Alex hat ja mittlerweile ein eigenes Studio - nutzt ihr das? Wie ausgelastet ist er, mit welchen Bands hat er zuletzt gearbeitet?


Das ist so nicht ganz richtig. Alex hat kein eigenes Studio, er ist eigentlich „nur“ Angestellter im Rape Of Harmonies, wo wir alle unseren bisherigen Sachen aufgenommen haben. Er macht zwar mittlerweile auch viel selbst zuhause mit seinem Equipment, aber ein eigenes Studio hat er nicht. Ich weiß nur, dass er zuletzt mit BURNING SKIESgearbeitet hat und auch Alben von MAROON und NARZISS wurden mit Alex aufgenommen.

Mir persönlich hat Studio früher nie so wirklich Spaß gemacht und es war immer mehr so ein notwendiges Übel, wenn man eine CD aufnehmen wollte, aber mittlerweile ist wohl auch etwas mehr Ruhe, Routine und Gelassenheit dazu gekommen und es wird auch durchaus mal gelacht…*lacht*


. Wer ist für das Coverartwork von "Iconoclast" verantwortlich? Habt ihr
eng mit dem Künstler zusammengearbeitet?


Das Artwork hat Basti von Callejon erstellt und wir denken, das ser einen wahnsinnig guten Job gemacht hat.
Basti hat seinen eigenen Stil und das sieht man auch, aber die Sachen sind schon mit uns besprochen worden. Da bestand eigentlich die ganze Zeit enger Kontakt und es wurde rückgefragt und auch Ideen wurden ausgetauscht. Anders kann so etwas ja nur schlecht funktionieren.


Gibt es schon einen Zeitplan, wann Pt.2 veröffentlicht werden soll?
Arbeitet ihr bereits an den Songs dafür?


Nee, da haben wir noch keine Termine im Auge. Für uns ist jetzt erst einmal dieses Album hier fertiggestellt worden und alles andere werden wir sehen. Das Grundgerüst und die Ideen für die gesamte Reihe stehen, aber an Feinheiten muss noch gearbeitet werden. Wir wissen auch noch nicht, ob das nächste Album dann schon der 2. Teil wird, oder ob eher etwas anderes kommt.


Läuft euch das Songschreiben mittlerweile leicht von der Hand?


Da hat sich eigentlich in den letzten jahren nicht viel verändert. Früher war es auch schon so, dass es super läuft, wenn man einmal dabei ist und dass es dann auch mal ins Stocken geraten kann, wenn der Wurm einmal drin ist. Ich glaube, dass man sich beim Songwriting auch gar nicht zuviel Routine erlauben sollte, wenn man die Sachen für sich selbst interessant gestalten will und möchte, dass sie frisch klingen.


Werdet ihr auch weiterhin HSB als Hobby sehen und euch auf einige wenige Touren beschränken oder wollt ihr den Schritt machen, den MAROON getätigt haben und versuchen, euren Lebensunterhalt mit der Band zu verdienen?


Das wird bei uns wohl alles so weiter gehen. Vielleicht wird mal etwas mehr getourt, aber halt alles noch im Rahmen und ohne, das wirkliche Leben aus dem Auge zu lassen.



Was steht dieses Jahr denn an Touren an?


Wir werden 2 Wochen in Europa mit ABORTED und MISERY SPEAKS unterwegs sein und dann im Anschluss gleich noch 2 Wochen USA und Kanada dranhängen. Nordamerika hatten wir schon lange im Visier, aber irgendwie hat es nie geklappt. Nun ist auf jeden Fall die Zeit mehr als reif.


Wie waren X-Mas-Touren, die ihr 2006 und 2007 um Weihnachten herum bestritten habt? Was sind deine bleibenden Eindrücke der Tour?


Die 2006er Tour ist richtig gut gelaufen und auch mit den anderen Bands war es sehr angenehm unterwegs zu sein. Über die 2007er Tour kann man auch exakt das Gleiche sagen und vielleicht noch anfügen, dass wir einigermaßen überrascht waren, dass alles noch besser als im Jahr zuvor geklappt hat. Das war wohl wieder so was wie eine perfekte Tour, wo die Konzerte alle super sind und niemand Stress macht. Muss wohl an der Weihnachtszeit liegen…*lacht*


Ihr habt beim WOA gespielt, dass bis vor wenigen Jahren noch als Core-freie Zone bekannt war - und ihr habt gut abgeräumt. Hättest du mit einer so guten Resonanz gerechnet? Ist es ein Zeichen, dass die Metal/HC-Szene zusammenwächst und Genregrenzen unwichtiger werden?


Wir haben ja 2003 schon auf dem Wacken gespielt und wussten schon, dass das Festival weitaus offener ist, als der Ruf, der ihm als DER Metalevent voraus eilt. Da hat niemand Berührungsängste und die Leute sind auch da, um ein cooles Wochenende zu haben und ein paar gute Bands zu sehen. Über fehlende Zuschauerresonanzen konnte sich dort wohl noch keine Band beschweren, ganz egal, ob sie nun reinen Metal gespielt hat oder halt auch mal ein bisschen anders war.


Ein paar letzte Worte?


Vielen Dank für das Interview und noch alles Gute für 2008!!!

Wir hoffen, dass euch “Iconoclast” gefällt und dass alle, die uns nicht kennen, zumindest mal ein Ohr riskieren.

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