Interview:

2014-09-11 Drowned

Band anzeigen
Auch wenn die Berliner Death Metaller mit "Idola Specus" gerade erst ihr saustarkes Debütalbum von der Leine gelassen haben, besteht die Band bereits seit 22 Jahren und ist davon die meiste Zeit über von jeglicher Konstanz weit entfernt gewesen. DROWNED-Gründer und Gitarrist Tilmann, der sich selbst nur "T1" nennt, spricht mit uns nicht nur über diese lange Dauer und das neue Album, sondern ebenso über denkwürdige Festivalauftritte, seine langjährige Mitgliedschaft bei einer anderen Band sowie über ESSENZielle Musik...Interview

Hi T1! Wie geht´s Euch denn zurzeit?

Ganz gut eigentlich. Wir kommen gerade von einem Gig mit ANTICHRIST und HELLISH CROSSFIRE zurück.

DROWNED existieren bereits seit gut 22 Jahren, und Ihr habt in dieser Zeit ein halbes Dutzend Demos und eine EP veröffentlicht. Warum folgt mit "Idola Specus" erst jetzt Euer Debütalbum?

DROWNED hatte einfach nie ein komplettes Line-Up, das lange genug gehalten hätte, um ein Album vorzubereiten und aufzunehmen. Es gab etliche Jahre, in denen die Band praktisch auf Eis lag. Aber seit 2010 sehen die Dinge zum Glück anders aus.

Mit dem Opener "Die Niederen Weihen" und "Letzter Teilbarer Strahl" befinden sich zwei Stücke mit deutschsprachigen Titeln auf "Idola Specus". Was haben sie für eine Bedeutung, und wovon handeln sie im Speziellen?

Ich finde, es ist sinnlos, im Detail über die Texte zu reden. Das ist ungefähr so, als würdest du mich fragen, was wir mit unserer Musik ausdrücken wollen. Wir haben die Platte gemacht, um diese Dinge zu beschreiben. Die Exegese muss der geneigte Hörer schon selbst übernehmen.

Finden sich unter den acht Kompositionen auf dem neuen Album auch ein paar alte Songs oder Songfragmente, die Ihr quasi wieder "aus der Schublade geholt" habt?

Das Anfangsriff von „Vacuous Sanctum“ ist tatsächlich von 1998. „Antiprism“ und Teile von „Cast Into Negative Form“ sind von 2006/2007. Ich kann das teilweise gar nicht so genau sagen, weil ich ständig Riffs oder ganze Parts schreibe und aufnehme, aus denen mitunter erst viel später ganze Songs werden. Es wird auch viel weggeschmissen.

Du hast unter dem Namen "Black Shepherd Ov Doom" rund acht Jahre lang bei Euren Kollegen NECROS CHRISTOS gespielt. Warum hast Du denn die Band im letzten Jahr verlassen? Und was kannst Du bei DROWNED ausleben, das Du bei NECROS CHRISTOS nicht umsetzen konntest?

Das hatte vor allem zeitliche Gründe. 2012 lief es nach Jahren der Stagnation mit DROWNED endlich wieder gut, und da zwei Bands und Beruf einfach zu viel sind, musste ich Prioritäten setzen. Bei NECROS CHRISTOS habe ich keine Musik geschrieben, insofern ist DROWNED wesentlich wichtiger für mich.

Bei NECROS CHRISTOS warst Du seinerzeit am Bass zu hören, während Du bei DROWNED Gitarre spielt. Warum hast Du diesbezüglich gewechselt, und welches Instrument geht Dir leichter von der Hand? Hattest Du außerdem kein Interesse, bei DROWNED den Gesang zu übernehmen?

Die Idee, bei NECROS CHRISTOS Bass zu spielen, war eigentlich aus der Notwendigkeit geboren. Die waren damals nur zu zweit, wollten live spielen und brauchten dafür einen Bassisten. Ich habe das gerne gemacht, und ich bin der Meinung, dass auch mein Gitarrenspiel davon profitiert hat. Du lernst einfach, ein bisschen anders zu hören. Gesangliche Ambitionen hatte ich nie. Das können andere besser.

Seit 1992 hattet Ihr ein gutes Dutzend Line-Up-Wechsel. Würdest Du sagen, dass die Besetzung anno 2014 mit G am Bass und T2 an den Drums stabil ist? Wie ist momentan die Stimmung innerhalb der Band?

Ich würde sagen, das aktuelle Line-Up ist das beste, das wir je hatten. Es passt persönlich und musikalisch perfekt, wir proben jede Woche – mehr kann man nicht verlangen.

Besagte T2 und G sind, sofern ich richtig informiert bin, auch bei der Berliner Black Metal-Formation ESSENZ aktiv. Wie habt Ihr Euch kennengelernt? Ist Eure heimische Szene derart überschaubar, dass man sich fast schon zwangsläufig begegnet?

Ja, so war es tatsächlich. G habe ich 2006 oder 2007 kennengelernt. Dann hat er langsam ESSENZ aufgebaut, T2 ist irgendwann dort eingestiegen … so kam eins zum andern. Als sich das „Viscera Terrae“-Line-Up langsam in Wohlgefallen auflöste, waren die beiden die einzigen, von denen ich mir vorstellen konnte, dass das klappen könnte; insbesondere auch, was das Schlagzeugspiel angeht, das eine großartige Mischung aus Heaviness und Komplexität ist. Genau das, was die Songs brauchen.

Existieren eventuell bereits Pläne, Eure alten Aufnahmen vor "Idola Specus", möglicherweise als Compilation oder Neueinspielungen, wieder zu veröffentlichen? Oder sollen sich Eure Anhänger der ersten Stunde weiterhin über ihre exklusiven Schätze aus den DROWNED-Anfangstagen freuen dürfen?

Ich mag natürlich alle unsere Veröffentlichungen, aber von den alten Sachen bin ich persönlich nur mit „Viscera Terrae“ hundertprozentig zufrieden. Für mich ist das eine abgeschlossene Phase, die die heutige Entwicklungsstufe der Band nicht mehr repräsentiert. Man muss nicht jedes mittelmäßige Demo wiederveröffentlichen. Die Tapes kann man ja auch irgendwo im Netz finden, wenn man ein bisschen sucht. Neueinspielungen finde ich in den allermeisten Fällen etwas unglücklich, insofern werden wir auch davon die Finger lassen. So etwas machen eigentlich nur alte Säcke, die völlig verzweifelt sind und wünschen, sie hätten noch das gleiche zu sagen wie früher. So weit sind wir noch nicht. Das hoffe ich jedenfalls, haha!

Ihr habt auf Eurem Demo "Rehearsals Fall 2001" aus dem Jahr 2002 das Stück "In The Shrines Of The Kingly Dead" vom TIAMAT-Debütalbum "Sumerian Cry" gecovert. Seid Ihr so große Fans der Truppe um Johan Edlund? Was sind generell Eure musikalischen Einflüsse?

„Sumerian Cry“ ist eine fantastische, unglaublich atmosphärische Platte und ein sehr starker Einfluss, heute vielleicht noch mehr als zu der Zeit, als sie rauskam. Sie ist auch ein tolles Beispiel dafür, dass Ideen zählen und nicht unbedingt technische Perfektion. Andere Bands, die ich nennen könnte, wären CELTIC FROST, GROTESQUE/frühe AT THE GATES, DARKTHRONE, MASTER´S HAMMER, frühe SAMAEL, BLACK SABBATH, CIRITH UNGOL, CANDLEMASS … die Liste ist lang. Aber wir hören auch viele Sachen außerhalb des Metal-Spektrums. Die Einflüsse sind sehr vielfältig, auch wenn man vieles davon nicht unmittelbar heraushört.

Ihr habt im Juli diesen Jahres auf dem "Hell´s Pleasure" in Pößneck gespielt. Wie habt Ihr den wettermäßig extrem heißen Gig selbst erlebt, zumal es ja anscheinend das letzte Mal war, dass dieses Festival stattgefunden hat? Und wie sieht es bei Euch mit anstehenden Live-Aktivitäten aus?

Das "Hell’s Pleasure" war ein großartiges Festival – seit 2007 war ich jedes Jahr dort. Insofern war es cool, dort noch einmal die Bühne zu betreten. Death Metal in der Nachmittagssonne ist natürlich immer so eine Sache, und die Hitze hat es uns auch nicht leichter gemacht, aber ich denke, es war trotzdem ein ganz passabler Gig.
Aktuell planen wir eine Tour durch Mitteleuropa für März 2015, inklusive einiger Konzerte in Deutschland natürlich. In der Zwischenzeit werden wir sicherlich noch den einen oder anderen Einzelgig spielen.

Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure alten und neu hinzugestoßenen Fans da draußen?

Tja, was soll man da sagen? Hört euch die Platte an! Danke für das Gespräch.