Interview:

2016-10-26 Disillusion

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DISILLUSION waren zehn Jahre von der Bildfläche verschwunden, aber doch nie so recht aus den Herzen vieler anspruchsvoller Metal-Fans. Umso mehr ist jetzt das Interesse riesengroß, da bekannt wurde, dass DISILUSSION, sogar mit neuem Song, zurück sind. Das hat mich dann motiviert, für Metal Inside auch mal wieder zum Hörer zu greifen, um bei Bandboss Andy Schmidt die Details abzufragen.Interview

Es war jetzt zehn Jahre recht still um Euch. Hat DISILLUSION in dieser Zeit existiert, und was hast Du gemacht in den Jahren?

Ja das stimmt, auf dem Papier sind das zehn Jahre. Aber wir waren noch bis 2011/12 aktiv und haben live gespielt, nur ab dann natürlich sehr wenig. Die Band gab es auf jeden Fall formal noch. Es war klar, dass es weitergehen wird, nur der Zeitpunkt war offen. Jeder hatte sein Leben zu organisieren, Kinder kamen, die berufliche Selbständigkeit kam hinzu - man muss ja auch von irgendetwas leben - und so tröppelte die Band langsam in die Ferne. Es hat seine Zeit gedauert, bis sich alles so weit zurecht gerückt hat, das man mit der Band wieder loslegen kann. DIILLUSION ist kein Freizeit-Verein. Wenn wir sagen, wir machen eine neue Platte, dann heißt das dann auch: voller Fokus. Das muss dann auch vollumfänglich möglich sein. Da geht nicht einmal die Woche proben oder so. Das ist dann schon mindestens ein Halbtagsjob und das muss dann auch finanziell alles gedeckelt sein. Darum hat es so lange gedauert, um alles zu sondieren, um auch der Band und den Fans gerecht zu werden.

Erstes Lebenszeichen ist Eure neue Single "Alea", die als Digi Pack zu erwerben ist. Warum nur eine Single? Und was bedeutet der Titel?

Als uns vor ca. zwei Jahren klar wurde, wir kommen wieder zurück, und wir das dann auch angefangen haben zu kommunizieren, war uns natürlich bewusst, dass man den Leuten auch neues Material anbieten muss, um alles zu unterstreichen. Für ein ganzes Album ist es einfach noch zu früh, hier brauchen wir auch noch ein wenig Hilfe von den Fans und Freunden, es ist ein Crowdfunding geplant. Ein Comeback mit nur einigen Bildern und Konzerten, das war uns zu wenig. Für uns als Band war es wichtig, uns auch gleich mit einem neuen Song zu präsentieren, um zu zeigen, wo wir stehen. Dass es "Alea" wird, stand für uns alle gleich fest. Der Song ist ein Zeichen, dass wir uns selber setzen - nach innen und nach außen. Zum Titel: das Wort selbst war mir beim Schreiben des Songs völlig präsent. Warum und ob das was mit dem Unterbewusstsein zu tun hatte, keine Ahnung. Natürlich, am Ende ist das ein Cäsar-Zitat "Alea iacta est", was soviel heißt wie "die Würfel sind gefallen". Das trifft für uns auch so zu. Die Entscheidung ist gefallen, wir machen die Band noch mal. Ohne Kompromisse, mit allem Herzblut, Profession und mit allen dazugehörenden Risiken. "Alea" ist das Zeichen dafür.

Mir gefällt das Artwork der Single, aber auch sonst empfand ich Eure visuelle Kommunikation immer als recht gelungen und anspruchsvoll. Wie wichtig ist Dir das? Oder ist alles eher Zufall und Glück, dass Ihr gute Kommunikations-Designer erwischt habt?

Ich finde, das Visuelle, das Erscheinungsbild sind sehr wichtig, es muss zur Band passen. Zufall ist das nicht. Es freut mich, dass es Dir gefällt, aber da steckt natürlich ein Plan dahinter. Die Idee mit den Wolken stand schon etwas länger. An dieser Stelle natürlich herzlichen Dank an die Grafikerin Sandra Finke, die viel mehr aus der Idee gemacht hat. Wir kennen uns aus Leipzig, und natürlich spielt es auch eine Rolle, aus welcher Stadt wir kommen. Hier gibt es eine bekannte Kunstschule (Hochschule für Grafik und Buchkunst), das liegt hier alles im Äther, ist in der Stadt einfach ein aktives Thema.

Es gibt Leute, die bezeichnen Euch als Melodic Death Band. Ich tue mir total schwer, Euren Stil in eine ganz bestimmte Ecke zu stellen. Wie würdest Du selber Euren Stil bezeichnen? Und welche Einflüsse würdest Du für Dich benennen?

Wie die Leute unsere Musik benennen oder kategorisieren, ist mir vollkommen egal. Einflüsse habe ich eine Menge, viele davon haben mit Metal gar nichts zu tun. Ich bin in meinem "Hauptleben" Musikproduzent. So bin ich tagtäglich mit vielen verschiedenen Musikstilen am arbeiten, somit bin ich total vielseitig aufgestellt, es geht von Klassik, Weltmusik, Dark Wave über New Pop Richtung Metal. Speziell im Metal gefallen mir Bands wie MASTONDON und KATATONIA, die ich letztens live gesehen habe, und ich warte sehnsüchtig auf die neue TOOL. Nehmen wir "Alea", es entzieht sich eigentlich jedweder Kategorisierung. Sicher, da sind Gitarren drin, aber ich denke, es ist weit mehr in dem Song zu finden.

Mir ist aufgefallen, dass ihr nicht mehr bei Metal Blade seid, sondern bei Kick The Flame. Ist das Eure neue Plattenfirma oder gar Deine eigene?

Kick The Flame ist nicht meine Firma. Es ist auch ein Label, aber in erster Linie ist es ein Verlag. Der Mann dahinter ist Rajk Barthel, der ja früher bei DISILLUSION Gitarre gespielt hat. Das ist alles irgendwie eine Familie hier, die mit Abstand beste Situation. Hier ist quasi alles im Haus. Das Studioverbund Haus in Leipzig, hier ist der Verlag auch mit drin. Somit müssen wir nicht einmal miteinander telefonieren, sondern wir treffen uns einfach in der Küche. Die nächste Frage ist jetzt, ist es denn zwingend notwendig, ein Label zu haben? Nein, ist es meiner Meinung nach nicht.

Wann kommt das neue Album auf den Markt?

Im Zuge der Tour, die jetzt im November stattfindet, werden wir das Crowdfunding bzw. die ganze Finanzierungssache anfangen zu promoten. Dann geht es ab Januar los mit der neuen Platte. Auf jeden Fall wird das neue Album 2017 erscheinen. Das wird so sein, das muss so sein.

Was willst Du noch loswerden?

Auch wenn das jetzt pathetisch klingt, wir sind wirklich glücklich, was hier passiert. Nach so vielen Jahren, nach so einer Schweigephase, ist ein derart großes Interesse an der Band zu spüren, so viel Post und E-Mails. Wir sind allen Leuten da draußen dankbar dafür, und das bestätigt uns auf unserem Weg. Das alles hat auch was mit Vertrauen zu tun und das werden wir versuchen zu erfüllen bzw. zurückzuzahlen.

Ich wünsche Euch viel Erfolg mit "Alea", bei der Tour und natürlich bei allem weiteren, was ihr am Realisieren seid.

Ich danke Dir. Alles gute und vielleicht bis bald!