Interview:

2002-09-22 Covenant

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Ein später Nachmittag. Ein Balkon in Barri Gótic, der Altstadt Barcelonas. Joakim Montelius versucht sich bei einem Gläschen Rosé und Oliven an einem neuen DJ-Spielzeug namens "Traktor", einer Software von Native Instruments. Eigentlich wurde er von der Band mit der Tourplanung beauftragt und sollte nicht dekadent auf dem Balkon sitzen, aber nachdem ich versichert habe, Eskil und Clas nichts zu sagen, beantwortet er auch die Fragen.InterviewJoakim, wer ist denn der arme erfrorene Kerl auf eurem neuen Booklet?



Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung! Das Design ist von Dirk Rudolph, er ist auch für alle Leiden verantwortlich die dieser Mann durchstehen musste! Ich hoffe der hat´s freiwillig gemacht... Mir wird etwas mulmig wenn ich daran denke, dass er vielleicht gezwungen worden ist dort so eingefroren zu sitzen.



So alleine im Northern Light... was ist das eigentlich?



Das Northern Light ist ein Licht im Dunkeln. Es ist das Gefühl, dass wir hatten als wie unser Album hörten...



Drei Wörter zum neuen Album!?



Electronic technomelancholic popmusicwithsoul. Das sind 3 Wörter oder?



... Verglichen mit euren älteren Alben, was hat sich am meisten geändert?



Oh, eine ganze Menge! Eine unserer Regeln ist es, unseren Sound mit jedem Album zu verändern. Dieses mal ist es nachdenklicher, emotionaler und melancholischer geworden. Vom Sound her haben wir die Schwerpunkte mehr auf Melodien und Atmosphäre als auf "beat-driven floorfillers" gelegt. Der Grund dafür ist einfach: "We just didn´t feel like banging
on the big drums”! (Anm. Des Verf.: Bei diesem schönen Englisch tut jede Übersetzung eigentlich weh... einige Stellen habe ich daher im O-Ton belassen.) Manchmal gibt es tanzbare Beats und Pathos, aber die meiste Zeit ist es eher minimalistisch und langsamer! Wir wollten eine andere musikalische Dimension ergründen und etwas erschaffen dass nicht die ganze Zeit danach schreit gehört zu werden.



"Call The Ships To Port" oder "We Stand Alone" sind zwei dieses "floorfillers”, aber die meisten der anderen Songs zielen nicht so sehr auf die Tanzflächen - Synthie Pop fürs neue Jahrtausend?



Ich würde es eher Electropop für die Seele nennen! Wir wollen keine Trends setzen oder Musik für einen bestimmten Zweck schreiben. Wir machen unsere Musik um unsere Gedanken und Gefühle auszudrücken. Wenn uns also danach ist einen Clubhit zu machen, dann tun wir es. Auf "Northern Light" war uns nicht danach!



Eure Industrial und harten Electroeinflüsse habt ihr unterwegs irgendwie verloren oder?



Nein, wir haben sie nicht verloren. Sie wurden uns nur zu langweilig! Es reizt uns nicht Dinge zu tun die wir schon beherrschen. Für uns ist Musik ein Lernprozess und wir suchen neue Herausforderungen! Nachdem man jahrelang die Distortion Units gequält und druckvolle Beats gebastelt hat, weiß man eben wie das geht. Und dann wird es höchste Zeit etwas neues anzufangen! Für uns ist einfach energetischen Techno-EBM zu spielen, aber einen "normalen” Song zu schreiben ist sehr viel schwieriger und total verschieden von der Arbeit die wir bisher gemacht haben.



Eure Texte sind eine der wenigen die man im Electrobereich ohne Brechreiz oder Langeweile lesen und hören kann…



Die Texte sind die Herzen unserer Songs, ihre Persönlichkeiten! Ich bin mir ganz sicher, dass wenn du nichts interessantes zu sagen hast, Du besser deine Klappe halten solltest! Ich meine, es geht nicht darum, dass die Texte sinnvoll oder auf Nobelpreisniveau sind, aber sie müssen ehrlich sein und Dir etwas bedeuten! Die Texte sind ganz klar wichtig für COVENANT. Sie sind der Schlüssel zu unseren Gedanken, zu unseren Gefühlen. Sie sind das Werkzeug um unsere Welt zu verstehen und sie sind unsere Antwort auf Dinge die um uns herum und mit uns passieren.



Hast Du ein Bild von einem typischen COVENANT Hörer?



Die meisten von ihnen ziehen sich schwarz an und drehen auf unseren Konzerten total durch. Wir lieben das! Aber ich habe irgendwie festgestellt, dass die Zahl der Farben - Ich glaube neulich habe ich sogar ein pinkes Teil gesehen - zunimmt! Wohl ein sicheres Zeichen, dass unsere Fanbase größer wird und sich nicht auf eine Szene beschränkt. Auch das ist ein schönes Gefühl für uns! Wenn Du es also genau nimmst, mögen wir sie alle, alle außer die gemeinen, selbstsüchtigen und bescheuerten! Die können von mir aus weiterhin Piff Puff Daddy, Christina Aguilera oder was sie sonst wollen hören!



Wie reagieren also die älteren Fans auf das neuere Material seit "United States Of Mind”?



Einige dachten wir sind Weicheier geworden und sie tanzen nun zu Noisex, exellente Musik übrigens, die anderen lieben es und begleiten uns weiterhin auf unserem Weg. Ir können es nicht jedem Recht machen, selbst wenn wir wollten. Aber die meisten unserer Fans sind offen für alles und neugierig auf Neues, genau wie wir! Unser Job ist unseren Sound weiterzuentwickeln und weiterhin interessante Musik zu machen, "not to please the conservatives"! (Anm. des Verf.: Das war wieder zu schön...)



Smokings auf der Bühne, cool und stylish! Die perfekten Schwiegersöhne?



Eher Wölfe im Schafspelz…



Elektronische Musik… wie schreibt man da eigentlich einen Song?



Hmm... kommt darauf an. Bisher haben wir am liebsten mit einem Loop angefangen und der Rest ergab sich dann. Bei "Nothern Light" war es mehr ein traditionelles Songwriting, wir haben ja auch den Melodien und Texten sehr viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Verschiedene Arten von Songs brauchen verschiedene Techniken!



Darf man die Wölfe im Schafspelz denn auch live bewundern in absehbarer Zeit?



Auf jeden Fall! Guckt einfach auf unserer Homepage unter "live" nach. Wir freuen uns schon tierisch darauf wieder unterwegs zu sein, allen Freunden halle zu sagen und eine einzige riesige Party zu feiern!


Und was kommt als nächstes?



Wir sind grade noch zu sehr mit der Gegenwart beschäftigt um darüber nachzudenken.



Aber denkt daran: Evolution is the only solution.



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