Interview:

2016-05-01 Black Lung

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Schon mit dem neuen und zweiten Album hat sich das Trio BLACK LUNG im Grenzbereich zwischen Stoner, Psychedelic und Noise-Rock fest etabliert. Bevor es erneut auf Europa-Tournee geht, hat Drummer Elias Schutzman unsere Fragen zu "See The Enemy" beantwortet. Interview

Ihr kommt aus Baltimore. Gibt es dort wirklich in einem solchen Ausmaß Kriminalität, wie es einen „The Wire“ glauben machen möchte?

Das werden wir ständig gefragt... „The Wire“ war eine fantastische Serie, die eine Facette der Wahrheit über Baltimore einfängt, wenn auch eine extrem dramatisierte Version davon. Unsere Stadt kämpft mit dem Verbrechen, aber es gibt viele andere Seiten von Baltimore, die „The Wire“ nicht widerspiegelt.

Euer Debüt habt ihr vor nicht einmal zwei Jahren veröffentlicht, und jetzt erscheint schon euer zweites Album. Wenn man bedenkt, dass BLACK LUNG eigentlich ein Nebenprojekt ist, ging das ziemlich schnell. Wie wichtig ist dir BLACK LUNG im Vergleich mit THE FLYING EYES?

Wir mögen als Nebenprojekt angefangen haben, aber mittlerweile ist BLACK LUNG eine echte Band. Beide Bands sind aus verschiedenen Gründen wichtig für mich, aber es ist nicht so, dass mir eine davon mehr bedeutet als die andere. Es gibt für mich keine Haupt-Band. Es sind zwei verschiedene Bands, und wir nehmen sie beide ernst. BLACK LUNG hat während der letzten eineinhalb Jahre wirklich hart daran gearbeitet, „See The Enemy“ zu schreiben und aufzunehmen. Und es fühlt sich überhaupt nicht so an, als ob das so schnell gegangen wäre, denn wir haben enorm viel Arbeit hineingesteckt.

Euer Debüt habt ihr live aufgenommen…

Na ja, das ist nicht ganz richtig. Wir haben die Drums und Rhythmusgitarren live eingespielt und danach noch Overdubs mit Lead-Gitarren und Vocals aufgenommen. Insgesamt hat das etwa 15 Stunden gedauert…

Ich habe das Gefühl, dass es auf „See The Enemy” mehr psychedelische Parts gibt als auf eurem Debüt. Kannst du das bestätigen?

Ja, ich glaube, du hast recht. Wir haben während des Aufnahmeprozesses auf jeden Fall mehr Zeit damit verbracht, uns in jeden Song hineinzugraben. Wir haben auch unseren Freund Trevor Shipley ins Studio eingeladen, um einige Keyboard-Parts zu arrangieren. Es gibt mehr Schichten als auf dem ersten Album und auch einige spezielle Kopfhörermomente.

Insgesamt ist euer Sound vielseitiger geworden, es gibt sogar einige instrumentale Parts, die an Post-Rock erinnern. War das eine bewusste Entscheidung, oder ist das einfach passiert?

Wir haben nie bewusst versucht, nach einem spezifischen Musik-Genre zu klingen. Und wir sind wirklich überhaupt nicht von Post-Rock beeinflusst, das ist also wohl eher deine persönliche Interpretation. Ich würde aber zustimmen, dass wir musikalisch komplexer geworden sind, mit allen Vor- und Nachteilen. Wir versuchen dabei aber immer, die Dinge auf eine einfachere, rohere Form zurückzubringen.

Wie schreibt ihr eure Songs? Ich könnte mir vorstellen, dass ihr viel jamt. Oder seid ihr eher klassische Song-Writer?

Es gibt keinen Haupt-Song-Writer in der Band. Wir arbeiten alle zusammen an Riffs, Akkorden und rhythmischen Wechseln. Das Ergebnis entsteht normalerweise aus einer Kombination von Jammen und persönlichem Brainstorming. Sogar ich als Drummer schreibe manchmal Gitarren-Riffs in meinem Kopf und summe sie den anderen Jungs dann vor.

Vocals verwendet ihr mehr wie ein Instrument. Entstehen eure Songs um den Gesang herum, oder wird er am Ende hinzugefügt?

Dave beginnt, die Gesangs-Parts zu schreiben, wenn auch die instrumentalen Parts entstehen. Beides sind parallele Zuggleise, die schließlich an einem Endpunkt zusammenkommen. Dave schreibt auch den Großteil der Texte, und anschließend helfe ich ihm, sie zu bearbeiten und ihnen den letzten Schliff zu geben.

Warum habt ihr immer noch keinen Bassisten? Glaubt ihr nicht, dass euer Sound dann noch mehr Druck hätte?

Die meisten Leute, mit denen ich spreche, sagen, dass sie den Bass nicht vermissen. Aber vielleicht hast du recht: Wenn wir einen Bassisten anheuern würden, wäre unser Sound wahrscheinlich noch ausgefüllter. Aber dann wären wir nicht BLACK LUNG. Ich glaube, wir würden am Ende mehr klingen wie jede andere Band. Ich bin gerne dazu bereit, das traditionelle Rock ‘n‘ Roll-Line-up zu opfern, um einen etwas einzigartigeren und originelleren Sound zu erschaffen. Es ist eine kreative Herausforderung, immer Wege zu finden, die unseren Sound auch ohne Bassisten groß klingen lasen. Aber am Ende ist diese Herausforderung eher inspirierend, als dass sie hinderlich wäre. Auβerdem ist uns nicht danach, Zeit und Aufwand zu investieren, um uns mit einem weiteren Band-Mitglied auseinanderzusetzen…

Ihr werdet im Mai und Juni in Europa auf Tour sein. Wie wichtig ist es für euch, live zu spielen?

Ich bin sicher, du kannst jeden Musiker fragen, und jeder wird dir sagen: Live zu spielen, macht es das alles erst wert. Es gibt nichts, das vergleichbar wäre mit der rohen Energie, die entsteht, wenn man live für ein hungriges Publikum spielt…



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