Interview:

2002-09-02 Arrival

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Ville Friman alias "Inzomniac" empfiehlt Satyricons "Rebel Extravaganza". Und wartet sehnsüchtig auf die neue Scheibe des Herren. Derweil hat er zusammen mit seinen Kumpels von ARRIVAL das Debut "An Abstract Of Inertia" eingezimmert. Ein solides Black-Metal-Scheibchen der melodischen Sorte.InterviewWas gibt´s denn aus der Geschichte der Kapelle zu erzählen?



Die Geschichte Arrivals begann als Ein-Mann-Projekt von Sn TwentynineA
(Sinkkonen). Er nahm dann im Alleingang ein Demo auf und wollte natürlich
auch eine richtige Band draus machen. Isv Kran schnappte sich die Kessel,
icrs2k stieß zur Band als Gitarrist. Ein Jahr später, also Anfang 2001
begann die Arbeit am Album. Ich kam dazu, wir probten ein paar Monate und
gingen endlich ins Studio, um "An Abstract Of Inertia" einzuspielen. Nix
Aufregendes also...




Wie der Name ARRIVAL. Wirkt sehr unspektakulär....



Tja, ARRIVAL symbolisiert uns als Menschen und kann mit Dutzenden
verschiedener Bedeutungen verknüpft werden. Das lässt uns viel
Bewegungsfreiheit.



Euer Stil wird gerne mal als "Avant-Darkness" beschrieben.



Ein kleines Wortspiel. Wir haben einfach Darkness und Avantgarde
zusammengepackt, um unseren Stil prägnant zu benennen. Ich denke, wir
kombinieren majestätische und melodische Keyboards mit Heavy-Riffing und
doppelten Gitarren-Harmonien. Wir wollen grundsätzlich starke Gefühle und
erinnerungswürdige Songs kreieren. Und obendrauf, quasi als Sahnehäubchen,
ein paar progressive Elemente packen. So wollen wir das Ganze noch
interessanter machen. Dazu dienen auch die paar akustischen Passagen und das
Instrumental.



Und welche Rolle spielen die Texte?



Sie handeln von der dunklen Seite. Das Debut ist ein Konzept-Album. Es
basiert auf den Erfahrungen und Erlebnissen eines Mannes, der Zeugnis
ablegen muss von den Dingen, die in seinem Kopf passieren. Eigentlich eine
wirre Story über Verrücktwerden und Sterben. Aber auch eine Geschichte, dass
man die Welt anders sehen kann, die Wahrheit findet und vielleicht damit
nicht zurecht kommt. Lest euch die Lyrics einfach mal in Ruhe durch.



Und ist denn im Studio was Lustiges passiert?



Wir haben bei uns zu Hause in Joensuu aufgenommen. Aus Zeitmangel
dummerweise binnen einer Woche. Da wir das Studio aus der eigenen Tasche
bezahlen mussten, haben wir halt nicht so viel Zeit gehabt. Dennoch denke
ich, dass wir das Beste draus gemacht haben und uns gerade der Mix
einigermaßen gelungen ist. Und wir haben natürlich auch ein paar lustige und
interessante "Drinking-Sessions" eingelegt, aber wir konnten die größten und
vor allem nervigen Unfälle vermeiden.



Nervig sind auch immer wieder diese Image-Diskussionen bei Metallern, oder?



Wir sind keine gewöhnlichen Black-Metaller, auch, wenn wir einige Sichtweise
mit ihnen teilen. Ich kümmere mich weder um Jesus noch um Satan, das macht
sowieso keinen Unterschied. Wir sind Individuen, wir wollen zumindest
versuchen, welche darzustellen. Wir wollen Sachen in unserem Sinne regeln
und niemanden hinterherrennen. Und, ganz wichtig: Hauptsache es ist Alkohol
drin, dann trinken wir´s auch.



Politik und Black-Metal werden häufig in einen Topf geworfen. Was meinst du
dazu?



Ich denke Politik und Demokratie sind die einzige Wahl, um zu einem
friedvollen Leben zu gelangen. Auch, wenn es viele schlechte und verlogene
Politiker gibt. Klar bin ich nicht so naiv und glaube, dass ich mit meiner
Stimmabgabe irgendwas verändern kann. Aber ich denke, dass es gut ist, über
moralische Grundsätze zu verfügen und Standards einzuhalten. Besser, als
sich einen Dreck um so etwas zu scheren. Politisch würde ich mich links von
der Mitte einordnen, mit Sympathie für die Grünen. Nazis hasse ich. Unsere
Heimatstadt ist bekannt für ihre Nationalsozialisten. Auch, wenn die Medien
da ein wenig übertreiben. Aber viele meiner Freunde haben schlechte
Erfahrungen mir denen gemacht. Sehr unschön. Ihre beschissene Ideologie ist
nicht weiter als ein großer, großer Fehler. Und viele der Rechten glauben
selber nicht dran. Sie sind einfache und platte Kriminelle, die machen
können, was sie wollen, weil sie einen verdammt großen Rückhalt haben. Sie
kloppen dich zusammen, nur weil du dich anders anziehst oder eine andere
Hautfarbe hast. Die Welt wäre definitiv besser ohne Leute wie sie. Sehr
schade, denn an sich ist es hier in Karelien wirklich klasse, weil Finnland
ein überschaubares und sicheres Land ist. Wir genießen die vier tollen
Jahreszeiten und wir haben im Land viele gute Metal-Bands. Ich kann mir
nicht vorstellen, woanders zu leben. Zu meiner Heimat gehören allerdings
auch der sauteure Fusel und die wirklich harten Winter.



Und dann gibt´s ja noch die Auseinandersetzung zwischen wahren
Black-Metallern und den Posern...



Also, wir machen, was uns gefällt. Ob´s nun kommerziell ist oder nicht.
Andere Leute sollen uns auf dieser Basis bewerten. Ich empfinde diese
Streiterei als Zeitverschwendung und kümmere mich keine Stück drum.



Was wohl kaum für eure Verkaufszahlen gelten dürfte.



Mit unserem Debut werden wir natürlich keine enormen Abverkäufe haben. Ich
wünsche mir, dass es vielen Leuten gefällt und wir unseren Namen in der
ganzen Welt ein wenig bekannter machen können: dann nehmen wir unser -
hoffentlich noch besseres - Album auf. Wir haben für zwei Alben bei
Edgerunner unterschrieben und wollen irgendwann 2003 unsere zweite Scheibe
aufnehmen. Mal sehen, was damit passiert...



Vielleicht eine Tour?



Wär schon geil. Aber das ist wohl erst nach dem zweiten Album möglich. Mal
schauen. Wir haben überhaupt noch keine Gigs mit ARRIVAL absolviert. In
erster Linie, weil es immer wieder Line-Up-Probleme gab. Aber wir hoffen,
das in den griff zu bekommen. Es ist ja auch nicht ganz einfach, als
Metal-Band Auftrittsmöglichkeiten zu finden, vor allem, wenn wenigstens die
Reisekosten gedeckt werden sollen. Festivals habe ich wenigstens selber
besucht. Hier in Finnland gibt´s ein paar ganz nette,. Aber ich will auch
mal nach Wacken, zur Abwechslung.



Erzähl doch mal einen Schwank aus deiner Heimat.



Wir kommen aus dem östlichen Karelien, wie gesagt aus Joensuu. Kleine Stadt,
kleine Szene. Es gibt halt noch Insomnium, das ist aber die einzige
Metal-Band in der Gegend. Bei denen spiele ich übrigens auch. Das war sogar
meine erste Band, vielleicht sogar meine Hauptband. Allerdings treibe ich
ARRIVAL so gut ich kann nach vorne, sei es beim Songwriting oder bei der
Promo-Arbeit. Ich sehe auch kein Problem darin und solange ich mich bei
beiden Truppen in Zeug lege, wird sich da auch nichts ins Gehege kommen.
Außerdem bringt es mich als Musiker weiter, in zwei Bands mit verschiedenen
Stilrichtungen zu spielen. Und ich habe zwei Gruppen, mit denen ich saufen
gehen kann. Is doch super. Guckt euch doch einfach mal die Homepages an:
http://www.insomnium.cjb.net und http://www.arival.cjb.net .



Bleibt denn neben der vielen Musiziererei noch Zeit für andere Sachen?



Ich studiere Biologie an der Universität in Jyväskylä, einer studiert an der
Uni in Joensuu Verfahrenstechnik der Rest büffelt in Sachen Medien. Na ja
und dann treiben wir noch bisschen Sport. Das war´s aber im Großen und
Ganzen.

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