Interview:

2005-03-11 A Traitor Like Judas

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Eigentlich suchte ich nur nach einer Band, die beim Headbanger’s Ballraum einen Spieltag tippen möchte. Da fiel mir Björn von A TRAITOR LIKE JUDAS ein, der sicher nichts dagegen hatte, sein Fußballwissen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Und da ich den Symphatikus schon mal da hatte, nutzte ich die Zeit, um in Sachen A TRAITOR LIKE JUDAS auf den neuesten Stand zu kommen. 2005 haben die Jungs einiges vor, das wurde schnell klar. Aber auch abseits der eigenen Band hat der gute Björn eine Menge zu sagen. Aber lest selbst… Interview Was gibt’s Neues bei euch? Ihr habt vor nicht allzu langer Zeit bei Goodlife Recordings unterschrieben - gibt es nun konkrete Pläne für ein neues Album?


Wir Traitors stecken gerade in den Vorbereitungen zum neuen Album, das wir im August / September im Kohlekeller für Goodlife aufnehmen werden ... Die ersten Songs sind mittlerweile geschrieben und bekommen jetzt ein Feintuning, damit wir sie auf der kommenden Europa-Tour im Mai ausgiebig testen können :)

Gegenwärtig sind wir in der intensiv Planungsphase für zwei bis drei Touren ( 2 * Europa / 1 * Deutschland ) und haben geplant, bis zu 75 zusätzlicher Einzelshows zu spielen ... mal sehen wieviel dabei dann insgesamt rumkommt.

Festivalanfragen haben wir laufen und warten jetzt noch auf konkrete Zusage.


Schreibt ihr bereits Songs dafür? Wenn ja, in welche Richtung werden die gehen?


Upps jetzt habe ich einen Teil der Frage schon vorweg genommen aber dafür hier der Zweite :) also die neuen Songs bekommen einen, ich sage mal moderneren Sound in dem natürlich immer noch irgendwie Schwedentod mitklingt, aber auch ein paar andere Einflüsse wie z.B Lamb of God oder God Forbid zu finden sind. Insgesamt wird es aber Traitor bleiben !!!


Warum bringst du die Scheibe nicht auf deinem Label Beniihana Records raus?


Das ist recht einfach: weil wir in den Anfangstagen von ATLJ mal gesagt haben, das Band und Label immer getrennt bleiben sollen damit, sich die anderen Beniihana-Bands nicht benachteiligt fühlen bzw. evtl ein Ungleichgewicht entsteht.


Wie zeitaufweding ist dein Label mittlerweile? Kannst du davon bereits leben? Oder bleibt das deiner Meinung nach ein Wunschtraum?


Gegenwärtig arbeite ich ziemlich viel für Beniihana und würde sagen das ich so auf knapp acht Stunden pro Tag komme. Das ist somit schon eine ganze Menge. Nebenher arbeite ich noch für eine Promotionagentur hier in Braunschweig und bin somit ziemlich ausgelastet. Vom Label alleine leben ist ein bißchen viel gesagt, aber es läuft mittlerweile ganz gut und ich hoffe das bleibt auch so.


Was steht beim Label als nächstes zur VÖ an? Bringst du da nur Sachen raus, die deinem Geschmack entsprechen oder gibt es noch andere Mitarbeiter/Teilhaber/Wasauchimmer, die ein Wörtchen mitzureden haben?


Die nächsten Releases sind

Velvet Stab " Where Parallels Meet " CD ( HU / ähnlich Newborn - Twelve Tribes )

Shaped by Fate " Brightest Light Cast .... " CD ( UK / ähnlich Zao - Converge )

Further Seems Forever " Hide Nothing " LP ( US / ähnlich Sensefield - Dashboard Confessional )

ein noch geheimer Release als LP Version und dann auf jeden Fall noch die neue Embers
CD und einiges mehr ... es lohnt sich immer mal auf www.beniihana-records.com vorbei zu schauen um, sich auf den neusten Stand zu bringen ;) Was das Beniihana-Team an sich angeht, besteht das aus Phil, Dennis (ATLJ) und mir. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und eigentlich gab es da bis jetzt nie Probleme, da wir alle einen ähnlichen Musikgeschmack haben und uns auch auf den bei der Bandauswahl berufen :)


Kannst du schon was zu den Touren sagen? Wer wird neben euch noch die Bühne
betreten?


Gegenwärtig ist eine Tour allein geplant und bei zweien stehen unter anderem
Neaera, Embers, Under Siege und Shaped By Fate zur Diskussion. Wer dann allerdings wiklich dabei ist hängt einfach vom Tourzeitraum ab, wobei wir natürlich am liebsten mit allen fahren würden :)


Ihr macht es dann ja ähnlich wie die ganzen US-Bands, die nach dem Release eines Albums erstmal 9 Monate konstant touren. Kommt ihr innerhalb der Band auf Tour gut miteinander aus oder gibt es auch mal Reibereien?


Ganz so krass sind wir noch nicht, aber wir haben uns einfach gesagt, wenn wir was erreichen wollen müssen wir auf Tour bzw. auf die Bühne, um zu zeigen das wir da sind ...

Unsere Tourzeiträume erstrecken sich meistens nicht konstant über mehrer Monate, sondern sind eher im Bereich von ein paar Wochen angesiedelt und dann mal wieder nur WE Shows weil wir ja irgendwo noch ein Privatleben haben das auch gepflegt werden muß. Was unser Umgang miteinander auf Tour angeht, ist es schon klar das es da ab und an in Ausnahmesituationen Streß gibt, aber nicht so das es irgendwas an unserer Freundschaft oder Beziehung untereinader ändern würde ...


Wenn ihr so viel live spielen könnt, seit ihr beruflich nicht stark
gebunden, oder?


Nein nicht wirklich. Bei uns studieren drei von fünf, einer arbeitet als Teamleiter in einem Jugendzentrum und ich bin gegenwärtig durch Beniihana und meinen Job in einer Promotionfirma zeitlich sehr flexibel.Darum haben wir halt die Möglichkeit ab und an einfach mehr zu spielen ...


Ist auch eine US-Tour geplant?


Konkret geplant noch nicht, allerdings im Hinterkopf fest verankert ... Ich denke einfach das es auch mal an der Zeit ist nach Amiland zu fliegen und denen mal zu präsentieren was Europa so zu bieten hat und bekannt ist ja: wer nicht wagt, der nicht gewinnt :)


Was war dein bisher denkwürdigster Trip mit A TRAITOR LIKE JUDAS? Gibt es Orte, an denen das Publikum "anders" ist?


Puhhh, harte Frage aber das gibt es auf jeden Fall ... einer meiner persönlichen Highlights war auf jeden Fall Klagenfurt / Österreich. Die Atmosphäre und die Interaktion zwischen Publikum und Band war so dermaßen super, dass ich diese Show zu meinen persönlichen Top five zähle wenn nicht sogar top drei ... Ansonsten spiele ich sehr gern in Österreich, weil das
Publikum da generell etwas offener ist, die Slovakei war bis jetzt auch jeden Trip wert und natürlich der Osten der Republik !!! Die Leute aus Sachsen und Thüringen können einiges :)


Auf Konzerten erklärst du immer wieder euren Bandnamen und versuchst die negativen Assoziationen mit "Judas" aus den Köpfen zu kriegen. Warum das Ganze? Warum habt ihr damals den Bandnamen gewählt?


Den Bandnamen habe ich mehr oder weniger " verbrochen "! Wir waren Mitte 2001 mit unserem Projektnamen " Parker Frisbee " nicht mehr so recht zufrieden und haben irgendwas metaphorisches mit ein wenig mehr Platz für Spekulationen gesucht ...
Ich habe zu der Zeit viele Artikel über die historische Figur des Judas Iscariot gelesen, also einer Person die Ihren Mentor verraten hat und eigentlich der Prototyp aller menschlichen Makel war. Langer Rede kurzer Sinn, mit ein bißchen Fantasie war also der Name A TRAITOR LIKE JUDAS geboren ... Problem dabei war nur das die Leute mit Judas (Iscariot) nicht unbedingt seine tragische Figur verbinden, sondern schnell in die Richtung Antisemitismus abdriften,was natürlich völliger Blödsinn ist :( aber leider ab und an vorkommt. Deshalb versuche ich es einfach ab und an dem interessierten Publikum nah zu bringen.


Da hat die Szenepolizei auch schon mal zugeschlagen, was? ;) Wünscht du dir nicht manchmal, einen kürzeren, eingängigeren Bandnamen genommen zu haben? Slayer oder so?


Tatsächlich waren wir mal kurzzeitig ins Raster der Szenepolizei geraten, aber ich denke einfach das wir das durch Ansagen, persönliches Auftreten und Gespräche recht schnell entkräften konnten. Was den Bandnamen an sich angeht ist der schon super wie der ist :)


Seit ihr alle Edger? Wie wichtig ist das für euch? Ich hab das Gefühl, dass viele Edger innerhalb der HC-Szene ziemlich auf ihrer Abstinenz herumreiten und sich quasi "überlegen" fühlen. Wie hältst du das? Ein X auf jede Hand malen oder das privat halten und nicht in die Welt posaunen?


Bei Traitor sind zwei von fünf Straight. Christoph und ich leben das so für uns und es gehört halt seit vielen Jahren zum privaten Leben. Es würde uns nicht in den Sinn kommen mit irgendwem sinnlose Diskussionen über Sxe zu führen, weil das wie oben bereits erwähnt jeder für sich entscheiden soll. Es gibt natürlich Leute die versuchen sich durch ihr "Straight" sein zu profilieren oder in eine besseres Licht zu rücken, aber das ist eben letzendlich eine Charaktersache ...
Ich meine ob Straight oder nicht, Arschloch bleibt Arschloch und " Bessermenschen " findet man leider überall ob mit X´n auf der Hand oder Pulle am Hals :)


Metal und Hardcore sind in den letzten Jahren immer mehr zusammengewachsen -
was hältst du von der Entwicklung? Und von der boomenden Metalcore-Bewegung
(stichwort: Übersättigung der Fans)?


Im Grunde genommen finde ich es immer gut, wenn " Dinge " zusammen wachsen
sofern sie auch zusammen gehören ... Ich denke das es mittlerweile auf beiden Seiten offene Ohren gibt und eine Menge Intoleranz und Unverständnis abgebaut wurde.Früher war es doch kaum denkbar, dass jemand im Metalbereich sich für HC-Bands interessiert hat oder umgekehrt. Da ware immer so "unsichtbare" Schranken, die niemand so wirklich öffnen wollte und eben diese sind jetzt halt weitestgehend gefallen. Insofern finde ich die Entwicklung wirklich positiv.
Was die Übersättigung der Fans angeht, ist das gegenwärtig ein wachsendes Problem. Es gibt zuviele Bands die gern sofort ganz nach oben wollen ohne den " normalen " Weg (viele Shows, Outputs, viel Arbeit, eigener Stil) zu gehen und somit eine unüberschaubare Menge an Klonen bilden. Da wird kopiert was das Zeug hält, nur um in eine bestimmte Sparte von Band zu rutschen.
Machen wir uns nichts vor es läuft natürlich sehr oft über Vorbilder, gerade im Musikbereich gehören ja Bands, die einen inspirativ beeinflussen, einfach dazu. Aber wenn ich dann Band xy höre die eins zu eins Riffs oder Melodiebögen von "größeren" Bands übernehmen, nur um in deren Fahrwasser zu schwimmen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Aber auch hier wird sich das Genre bald wieder gesundschrumpfen, hoffe ich zumindest.


Mir ist nicht so recht klar, warum es da früher so Schubladendenken gab: heftige Musik gab es in beiden Lagern. Wann hat deiner meinung nach ein Umdenken angefangen? Ich meine, spätestens Hatebreed haben die letzten Mauern eingerissen, aber da gab es früher noch ganz andere bands. Man muss sich nur mal die neue Cover-CD von Napalm Death anschauen. Selbst die mochten früher HC.


Ich glaube, das hatte eine Menge mit Zugehörigkeitsdenken und Szeneidentität zu tun ... ich meine heute sagt man halt "hey meine roots sind dies und das", also eher Metal oder eher Punk und früher wollte man sich da nicht richtig rantrauen und festlegen. Ich weiß noch wie ein Freund von mir alle seine Manowar Sachen verscherbelt hat, weil er es peinlich fand und heute wieder total drauf ist :) und sich mega über die dahingegangenen Platten ärgert .

Gib den Leuten ein bißchen Zeit und ein paar Bands wie Hatebreed / HSB / Caliban / Napalm Death / The Haunted und die Leute fangen an zu verstehen, dass es da Schnittstellen gibt ;) und das jede Band auch gewisse Elemente einer anderen "Szene" in Ihre Musik einfließen läßt.


Ist es für dich wictig, zu einer Szene zu gehören? Legst du wert darauf, als Hardcorler oder Metaller angesprochen/angesehen zu werden?


*lacht* Nein, auf keinen Fall. Mir ist das ganz egal; ich mache mir nur manchmal ein Spaß draus, drauf hinzuweisen (bei Metalpuplikum in erster Linie), das ich trotz nicht all zu langer Haare (natürlicher Prozess) ein Metalheart habe ;)


In dem Sinne: welche Bands sind deine persönlichen Einflüsse? Was hat dich
anno damals zur Musik gebracht? Und warum hast du bei den Traitors gerade
den Sangesposten übernommen?


Meine persönlichen Einflüße bzw wie ich zur Musik gekommen bin schreibe ich mal meinem Vater zu ... Der hatte und hat seit Jahrzehnten eine sehr große Plattensammlung und eigentlich alles am Start was ich so als die Grundlagen des Metals und des Rocks bezeichnen würde ... naja langer Rede kurzer Sinn wenn Du als Knirps mit Black Sabath, Uriah Heep, Golden Earing, Heavy Metal Kids, Led Zepplin, Nazareth usw. beschallt wurdest, bleibt dir
einfach keine andere Möglichkeit als Gitarrenmusik in allen Facetten zu lieben ... wenn dann der Nachbarsjunge ab dem 10 Lebensjahr dann noch so Sachen wie Slayer , Megadeath , Morbid Angel , Napalm Death usw. anschleppt ist die Sache gelaufen ... da biste dabei ...
Für Traitor hat mich eigentlich am meisten Herr Lindberg/ At The Gates beeinflußt, weil das alles so rotzig und aggresiv war und natürlich ist. Später, also quasi gegenwärtig, Lamb of God.

Und um jetzt noch einen Bogen zur Frage mit dem Gesagsposten zu bekommen sage ich ma: weil ich nix anders kann. Du weisst ja, Sänger sind die einzigen nicht-Musiker einer Band :)


Und ich dachte immer, dass die Typen Bassisten heißen… Hältst du es für möglich, von A TRAITOR LIKE JUDAS irgendwann leben zu können? Durch konstantes Touren und mehr VÖs? So wie z.b. Vader?


Das wäre ein Traum, und heutzutage gar nicht so undenkbar, aber um realistisch zu bleiben, sage ich mal das, um an den Punkt zu kommen noch viel passieren muß.


So, zum Schluss noch die Frage nach deinen momentanen Top 5.


1.Lamb of God

2.Face Tomorrow

3.Black Maria

4.The Haunted

5.Twelve Tribes


Björn, vielen Dank für deine Zeit und die ausführlichen Antworten, war sehr nett, mit dir zu plaudern. Hast noch ein paar letzte Worte?


Also an Euch da draußen ... mehr auf Konzerte gehen, mehr Traitor hören, häufiger Metal Inside checken und vorallem auf Euch aufpassen. Atlj danken Lars und dem Metal Inside für das extrem coole Interview und hoffen das Bayern München nicht schon wieder Meister wird.
Ansonsten natürlich auch mal auf www.atraitorlikejudas.com vorbei schauen und auch www.beniihana-records.com nicht aus dem Auge verlieren.


A Traitor Like Judas_1