Band:

Roadrunner United

Biografie25 Jahre Musikgeschichte. Ein Independent Label feiert Geburtstag. Roadrunner Records hat sich von einer unscheinbaren holländischen Importfirma zu einem der innovativsten Plattenlabels der Welt entwickelt. Seit 1980 von Grund auf unabhängig, geführt von Mitarbeitern voller Überzeugung, versehen mit dem gewissen Gespür für die richtigen Bands – mit dieser Quintessenz hat Roadrunner etwas erreicht, von dem viele andere Labels nur träumen können: Die Etablierung als eigene Marke. Das Roadrunner-Logo wurde in kürzester Zeit für Millionen von Fans weltweit zum Qualitätssigel der internationalen Metal- und Hard Rock Szene. Unter diesem Logo sind Meilensteine aus allen erdenklichen Heavy-Genres erschienen, die viele junge Bands maßgeblich beeinflusst haben. 25 Jahre Roadrunner – eine Geschichte von Idealen und Erfolgen.



Ein Label, das mit seinen Bands in künstlerischer Hinsicht schon oft die Pole Position eingenommen und sprichwörtlich ein ums andere Mal das Gesicht harter Musik verändert hat, musste sich schon etwas Originelles und nie da Gewesenes einfallen lassen, um sein 25 jähriges Jubiläum angemessen zu zelebrieren. Mit Sinn für die Vergangenheit, den Blick nach vorn gerichtet und der gesamten Label-Geschichte einen musikalisch anspruchsvollen Rahmen verpassend hat Roadrunner ein Album entworfen, das Metal in neuer, voller Pracht bietet, dargeboten von einigen der wichtigsten Protagonisten des Genres.



„Im Juni 2004 hat mich Roadrunner-Inhaber Cees Wessels nach einer Idee für das Jubiläum gefragt“, erinnert sich Roadrunner-A&R-Legende Monte Conner. „Ich wusste, dass, wenn die Sache wirklich etwas ganz Spezielles werden sollte, wir ein Album machen mussten, welches so viele unserer Musiker wie möglich präsentiert, die ihre Songs in nie da gewesenen Konstellationen komponieren, spielen und singen. Ein Album, welches die gesamte Geschichte von Roadrunner abdecken und einige unserer legendärsten Künstler, sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart, und Musiker unserer neuesten Signings beinhalten sollte.“



Die Idee bestand darin, vier „Teams“ zusammenzustellen – jedes angeführt von einem „Team Captain“. Die Teams bestehen aus einem Musiker-Grundgerüst – zwei Gitarristen, Bassist und Schlagzeuger – die die Basic-Tracks für die vier von den Team-Captains komponierten Songs eingespielt haben. Bedingung war, dass bei jedem Song ein anderer Sänger performte und kein Musiker bei einem anderen Team als seinem mitmachen durfte. Die Team Captains durften sich die Studios für die Instrumentalfraktion aussuchen, während den Sängern Aufnahmeort und das Schreiben der Lyrics und Gesangsmelodien freigestellt wurden.



ROADRUNNER UNITED wurde so dann im August 2004 geboren. Seitdem hatte das Label ein Jahr Zeit, dieses komplexe und rigorose Projekt in trockene Tücher zu legen. Zunächst standen die vier Grundsäulen fest – die Team Captains. Die „Auserwählten“ mussten folgende Kriterien erfüllen: Sie sollten Studiokompetenzen mitbringen und das Handwerk eines Produzenten kennen; sie sollten die Hauptsongschreiber in ihren eigenen Bands sein; sie sollten zu den angesehensten Musikern im Metalgenre zählen; und sie sollten zusammen die gesamte Roadrunner-History abdecken können. Die vier Captains – SLIPKNOT-Schlagzeuger Joey Jordison, MACHINE HEAD-Frontmann Robert Flynn, Ex-FEAR FACTORY-Gitarrist Dino Cazares und TRIVIUM-Ausnahmetalent Matthew Heafy – genügten diesen hohen Ansprüchen.



„Ich fand die Idee großartig und das ganze Projekt sehr spannend, denn es war die Chance, mit vielen tollen Musikern zusammenzuarbeiten, die ich immer sehr respektiert habe und mit deren Musik ich quasi aufgewachsen bin“, so Jordison. „Ich fühlte mich sehr geehrt, einer der ersten zu sein, die gefragt wurden.“ Genauso wie Jordison war auch Cazares sehr geschmeichelt: „Es ist definitiv ein großes Kompliment, ein Team Captain sein zu dürfen. Ich war mit FEAR FACTORY schon 1992 bei diesem Label, und ich denke, wir waren zweifellos ein sehr wichtiger Teil der Roadrunner-History.“ „Es war unglaublich“, zeigt sich Heafy begeistert, Kopf eines der großen Teams gewesen zu sein. „Die Möglichkeit zu haben, mit so vielen verschiedenen Musikern und Idolen zusammenzuarbeiten und ihnen beim kreativen Prozess im Studio über die Schulter zu schauen war einfach nur cool!“



Roadrunners beeindruckender Bandkatalog – angefangen bei den alten Black-/Death-Metal-Faves DEICIDE über die irrwitzigen Proggressive-Metaller CYNIC bis zu den brasilianischen Thrash-Titanen SEPULTURA, ganz zu schweigen von den Gothic-Metal-Superstars TYPE O NEGATIVE und den Cyber-Metal-Pionieren von FEAR FACTORY – diente als riesiger Topf, aus dem die vier Captains sich nach Lust und Laune bedienen konnten und Dutzende Musiker rausgepickt haben.



„Ich habe mir überlegt, mit wem es cool wäre, zusammen zu jammen und habe jeden in meiner Band MACHINE HEAD nach Ideen gefragt. Von denen kamen sehr coole Vorschläge”, blickt Robert Flynn zurück. „Unser Schlagzeuger Dave McClain brachte Andols Herrick ins Spiel, der früher bei CHIMAIRA getrommelt hatte. Adam Duce wollte Tim Williams, den Ex-Sänger von VISIONS OF DISORDER, dabei haben. Ich wäre wahrscheinlich niemals auf die Jungs gekommen, aber ich fand die Vorschläge auf Anhieb killer.“



Am Ende konnte man sage und schreibe 55 Musiker aus 42 Bands für dieses Projekt gewinnen. Eine organisatorische Meisterleistung und ein Zeichen des Respekts, das jeder Musiker für seine vielen Kollegen und für das Label selbst mitgebracht hatte. „Ich habe einige Nummern von den anderen Teams gehört, und die waren einfach nur der Hammer“, freut sich Jordison. „Das Ergebnis dieser Sessions klingt weitaus besser als irgendjemand vermutet hätte. Die Captains wollten beim Komponieren das Bestmögliche aus sich rausholen und brachten auch ihre Mitmusiker an ihre Grenzen. Jeder hat 200 Prozent gegeben und das hört man auch.”



Trotz aller Entwicklungen ist sich Roadrunner seiner Identität bis heute treu geblieben und stellt noch immer eine der ersten Adressen in Sachen Metal dar. „Die Tatsache, dass sie 25 Jahre bestehen konnten, und das mit solch extremer Musik, ist schon ganz schön beeindruckend“, ist Flynn voll des Lobes. „Die paar Labels, die ich kannte, als ich zu dieser Musik kam, existieren heute nicht mehr.“ Heafy ist nicht minder stolz: „Ich bin mit all den Roadrunner-Bands aufgewachsen. Als Kind gab ich mein ganzes Geld für SLIPKNOT, FEAR FACTORY und MACHINE HEAD aus. Und jetzt stehe ich auf diesem Album in einer Reihe mit den Songwritern dieser Bands. Es war verdammt aufregend, dass ich mit Musikern arbeiten konnte, zu denen ich immer aufgeschaut habe.“



Dino Cazares, der Team Captain mit der längsten Roadrunner-Beziehung, fasst zusammen, warum Fans wie auch Künstler den Beitrag Roadrunners am Metal über all die Jahre hoch zu schätzen wissen: „Schon damals, als Roadrunner noch neu auf der Bildfläche war, wusste man, was man bekam, wenn man eine Platte mit dem Roadrunner-Logo sah. Man konnte diese Alben beinahe blind kaufen, denn man konnte sich der Qualität verdammt sicher sein. Als ich dann selbst von Roadrunner unter Vertrag genommen wurde, dachte ich nur „Wow, ich bin jetzt bei Roadrunner!“. Es war einfach das beste Label für Underground-Metal, und es ist immer noch eine große Ehre ein Teil von Roadrunner zu sein.“ Quelle: http://www.roadrunner-allstars.de/DiscografieThe All-Star Sessions (CD, 2005) www